Monday-Talk: Mr. Motz

Würde man bei Tinder & Co Rezensionen über seine Dates hinterlassen können, dann hätte jener Typ wohl auf jeden Fall eine solche von mir erhalten: Matthias, der Motz-Mann, 1 von 5 Sternen auf der Franzi-Liebenswürdigkeitsskala.

Ja, das klingt gemein. Aber um ehrlich zu sein, es ist genauso gemein wie jener Spruch, welcher mir neulich auf Facebook begegnete:

„Ich will doch nur einen Mann, der zuhören kann, aufrichtig ist & mich wertschätzt.

Hier! Ich!

Sorry, aber Du bist hässlich.“

Dating ist gemein. Gefühle können gemein sein. Und Matthias sollte es während unseres Dates ebenso ein Stück weit werden. Aber alles auf Anfang:

Ein sonniger Herbstsamstag in Berlin, irgendwo im Prenzlberg verabredet sich ein Tindermatch zu Kaffee, Kuchen & Kennenlernen. Der erste Real-Check steht an und ja, nett sieht er erstmal aus, dieser Matthias, mit dem ich seit ein paar Tagen schreibe. Wir laufen zum Café der Wahl und nehmen unter buntem Herbstlaub Platz. Die Kuchen-Bestellung ist aufgegeben und der Beschnupper-Smalltalk kann beginnen.

Irgendwie landen wir dabei unfassbar schnell beim Thema Arbeit. Hierzu hat Matthias eine Menge zu berichten, denn augenscheinlich beschäftigen ihn derzeit viele Dinge in seinem beruflichen Alltag. Kollege X ist faul, sein Chef nicht umsichtig genug und sowieso sagt er ja immer, was ihn beschäftigt. Nur wer die Konfrontation sucht, wird auch etwas verändern können. Aha. Matthias ist also ein kleiner Revolutionär. Oder vielleicht auch einfach nur jemand, der gern die Fehler bei anderen sucht?

Nun, wer weiß. Zu sagen hat er auf jeden Fall zu vielem etwas. Auch zur Politik, unserem nächsten großen Thema. Was sonst sollte man auch bei einem ersten Kennenlernen thematisieren?

Ach ja: Streitpotential von Beziehungen. OK. Damit ist er wohl erst recht an der falschen Adresse bei meiner Wenigkeit. Sachte versuche ich ihm zu erklären, dass ich bislang nur wenig gestritten habe. Ich mag es nicht, Sinnlosigkeiten mit meinem Partner oder auch Freunden künstlich aufzuladen. Man verlebt doch einfach viel mehr schöne Zeiten, wenn man dem Ärger möglichst wenig Raum gibt. Denn Zeit schenkt uns am Ende gewiss niemand. Wir haben sie nur begrenzt zur Verfügung und so schone ich lieber Nerven & Blutdruck zu Gunsten wundervoller Herzmomente. Und nein: Das heißt nicht Räucherstäbchen statt Klärung von Problemen – was einer Klärung bedarf, bekommt seinen Raum, nur sicher nicht die beim Einkauf vergesse Butter. Die hat man dann eben oder halt auch mal nicht.

Tja. Meinen Standpunkt schien Matthias nicht wirklich nachvollziehen zu können. Es war, als träfen sich eine verstrahlte Yogi und der notorische Choleriker.

Denn Matthias wusste während unseres Kaffeetrinkens sogar Hypothesen auszudiskutieren:

„Wenn Du beispielsweise Helene Fischer mögen würdest, dann hätte ich durchaus ein Problem damit.“

Hui, OK. Stand das zur Debatte, nein, es war nur eine Streitidee. Denn bei Helene Fischer hat Matthias Toleranz dann wohl doch eine Grenze erreicht. Meine war zu diesem Zeitpunkt endgültig überschritten. Was war das für ein Treffen gewesen? Warum haben wir dermaßen immense Themenballons über uns platzen lassen? Wer weiß, ein Gutes hatte der Nachmittag auf jeden Fall: Der Kuchen war lecker & recht schnell geklärt, dass diese Beziehung zum Scheitern verurteilt gewesen wäre.