Single-Montagskolumne: Schlampe!

Woher kommt das bitteschön? Ist es Neid? Ist es eine grundsätzliche Antipathie oder seid ihr angeekelt von einer solchen Lebensweise? Woher zur Hölle, nehmt ihr euch das Recht über ein Singleleben zur urteilen, dass euch doch nichts getan hat?

Schlampe!“ – Hoppala, wo kam dass denn jetzt auf einmal her? Nein, ich leide nicht an spontanem Schreib-Tourette, vielmehr versuche ich in Worte zu fassen, was mir inzwischen wiederholt passiert ist. Ich wurde als Schlampe bezeichnet. Per se ist das mal nichts, womit ich nicht umgehen könnte, nur würde ich gern verstehen weshalb? Denn gemeinhin würde es für mich eines krasseren Handelns bedürfen um eine solche Bezeichnung auch nur ansatzweise zu rechtfertigen.

Nummer eins: Meine Freundin Tina und ich langweilen uns zu Tode auf einer schlechten Party und nachdem es uns auch langweilig wurde, noch mehr Wein zu trinken, knutschen wir einfach ein bisschen mit einander rum. Aus Spaß, aus Freude und weil wir Anfang Zwanzig wohl mehr als nur eine Rechtfertigung haben, dies einfach so zu tun. Konsequenz: Wir werden nach dieser Party als „Schlampen“ bezeichnet. Ich kann mich nur nicht daran erinnern, wann wir uns vermeintlich ausgezogen haben sollen und uns durch die Party gevögelt haben. Nicht passiert. Nur geknutscht und das ist so schlimm? Na dann kauft euch bitte nie eine Bildzeitung.

Nummer zwei: Und diese verstehe ich noch viel weniger. Ich kann wohl kaum leugnen, dass ich zeitweise sehr Dating-Freudig bin/war. Insbesondere mein diesjähriger Sommer war recht gut gefüllt mit einigen Kennenlernen. Wie die so ausgegangen sind, ist euch ja bekannt. Zumeist waren es ein paar nette Bier, vielleicht ein bisschen Knutschen und ein tolles One-Night-Stand. Ich finde: Ein gelungener Single-Sommer, der zumindest Quoten-Technisch ganz gute Chancen gehabt hätte, in einem „Nicht-Mehr-Single-Herbst“ zu enden. Denn: Wie ja auch bekannt ist, muss man schon einige Frösche küssen, um auch mal einen tollen Typen zu erwischen. Aber auch wenn es damit nicht geklappt hat, so bin ich weder traurig, noch böse um eventuell „vergeudete“ Zeit. Denn für mich ist sie nicht vergeudet. Immerhin habe ich auf diesem Weg so manch schönen Abend verbracht und auch wirklich nette Bekanntschaften erfahren.

Das allerdings scheinen nicht alle so zu sehen, denn neulich rutschte einer Freundin doch über die Lippen, dass sie meinen Lebensstil nicht mehr so ganz nachvollziehen kann. Es sei ja kein Wunder, dass ich keine Zeit mehr für Freunde finden würde, immerhin verbringe ich meine Zeit ja nur noch auf irgendwelchen Dates. Huch, bitte? Der Satz hat gesessen und mir ist immer noch schlecht. Denn nochmal zusammengefasst: Ich versuche, wie so viele Singles, mein Leben um einen tollen Menschen per Tinder zu bereichern und werde aufgrund dessen als Schlampe von meinen vermeintlichen Freunden bezeichnet? Ich hoffe inständig, dass ich damit alleine bin, denn ich finde es überaus traurig, dass es so wahrgenommen wird. Kann ich mich doch schließlich nicht daran erinnern, einer Freundschaft durch meine Freizeitgestaltung nicht mehr gerecht geworden zu sein.