Als meine Mutter Fünfzig wurde, sagte sie diesen folgenschweren Satz zu mir:
„Jetzt bin ich genau doppelt so alt wie Du“.
Ich glaube, es machte uns beide sehr traurig, als diese Worte über ihre Lippen kamen. Mir war zum Weinen zu Mute. Denn schließlich würde ich diesen Satz niemals mit 50 zu meinem Kind sagen können. Und ja, ich weiß, dass sich die Zeiten verändert haben, aber sind wir am Ende zwangsweise agiler? Ich glaube nicht. Nach wie vor ist man wohl die beste Mama, wenn man sich keinen Hexenschuss beim Schaukel anstoßen zuzieht. Und sicher habe ich bis dahin noch ein wenig Zeit. Jedoch bedarf es dazu auch eines entsprechenden Partners.
Es bewegt sich ein Gedankenkarussell, mit welchem ich zumeist bestens umgehen kann. Hierbei haben vor allem Berlin und mein neuer Job geholfen. Ich bin seit letztem Sommer wieder angekommen. Runtergekommen. Gekommen, um zu Verweilen. Ein essentieller Zustand, den es meines Erachtens braucht, um alles andere überhaupt angehen zu können. Man muss mit sich im Reinen sein. Und so empfinde ich jenen Ausspruch heute zwar immer noch als traurig, jedoch rührt es mich nicht mehr zu Tränen.
Der Wunsch nach Familie ist seit dem letzten Sommer ein wenig verblasst. Positiv verblasst. Jedoch nicht bei allen Beteiligten. Meine Eltern haben es zwar irgendwann aufgegeben, wie ein Schweizer Uhrwerk regelmäßigst nach einem eventuellen Freund zu fragen, jedoch weiß ich ganz genau, dass das Thema noch immer in ihnen brodelt: WANN?
Tja, wenn wir Singles darauf nur eine Antwort wüssten.
Für Eltern ist es nur schwer verständlich, dass diese Sache mit den Beziehungen heute schlichtweg andere Herausforderungen in sich birgt. Ob man die in einer Stadt der Unverbindlichkeiten wie Berlin überhaupt finden kann, sei dabei mal vollkommen missachtet. Fakt ist: Ich würde meine Mama ja auch gern als Omi mit Enkel und Märchenbuch auf dem Schoß in der Wohnstube sitzen sehen. Aber das ist jetzt eben noch nicht dran. Und Nachfragen ändert daran nichts.
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