Vermutlich haben inzwischen viele von euch bereits etwas vom „Experiment der 36 Fragen“ gehört. Entdeckt von der Autorin und Dozentin Mandy Len Catron aus Vancouver, besagt eine Studie aus dem Jahr 1997, dass sich Probanden nach jenen 36 Fragen ineinander verliebt haben. Beim „The Love-Project“ geht es insbesondere um Selbstoffenbarung und darum, potentielle Gemeinsamkeiten im Gespräch herauszufinden.
Mir begegnete dieses Experiment zum ersten Mal in einer Folge Big Bang Theory. Seitdem schwirrte in meinem Kopf der Wunsch umher, jene Fragen einmal gemeinsam mit einem Mann zu beantworten. Tja, aber wie das immer so ist: Der richtige Partner für dieses Experiment muss erst einmal gefunden werden. Vor einigen Wochen jedoch ergab sich die allerbeste Gelegenheit zum Einsatz der 36 Fragen: Ich matchte und schrieb recht intensiv mit jemandem, der aktuell leider noch gar nicht in Berlin lebt, jedoch in Kürze seinen Hauptwohnsitz an die Spree verlagern möchte. Wir verstanden uns überaus gut, hatten gleiche Ansichten über Leben, Liebe & Leidenschaften und so erschien es mir als schier unmöglich, jenen Schreibfluss durch sinnloses Alltagsgeplänkel versiegen zu lassen. Zu groß wäre der vermeintliche Ärger darüber, eventuell die Begegnung mit einem wundervollen Herrn verpasst zu haben.
So schlug ich vor, jenen Zeitraum bis zu einem möglichen Kennenlernen in der selben Stadt mit jenen Fragen aus dem „Love-Project“ zu überbrücken. Vermutlich nicht ganz im eigentlichen Ansinnen der Wissenschaftler beschlossen wir, uns jeden Tag eine Frage zu beantworten. Fällt uns mehr dazu ein, so wird länger geschrieben, bleibt es nur bei einer kurzen Antwort, so ist auch das eine gute Sache. Nur eines würde gewiss nicht passieren: Eine Lange-Weile-Konversation.
Und so war es auch, wie zwei kleine Kinder, die sich Tag für Tag auf das Öffnen ihres Adventskalender-Türchens freuen, hatte uns schnell die Begeisterung für eben jenes 36-Fragen-Experiment ergriffen. Tag für Tag lernten wir mehr von einander und tauschten auf diesem Wege überaus persönliche Informationen aus. Und ja: Währenddessen überkamen mich auch hin und wieder Zweifel: Ist es eventuell einfach nur totaler Irrsinn jenes Spielchen mit einem vollkommen fremden Mann zu spielen, der möglicher Weise in Realität keineswegs so aussieht wie auf seinen Bildern? Doch im Grunde wusste ich mich recht gut zu beruhigen: Natürlich hätte er ein Freak sein können, nur schreiben Freaks wirklich solch gut durchdachten und wohl überlegten Nachrichten? Er gab mir klar das Gefühl, dass es immerzu eine gute Idee blieb, dieses Fragen-Ding begonnen zu haben.
Und dann kam er: Tag 18. Jener Tag, der bereits unsere Begegnung bedeuten sollte. Wie wir das Fragen-Spiel währenddessen oder danach weiterführen wollten? Nun, das klärten wir vorab nicht. Nun war es erst einmal die Neugier, sich wirklich unter die Augen zu treten. Uff. Voller Aufregung lief ich zu unserem ausgemachten Treffpunkt und da stand er: Groß, Blond, Sportlich und ja: Genauso attraktiv wie auf seinen Profilbildern. Ein erster Anfall von Erleichterung erschlich mich. Nun musste nur noch die Konversation gut werden und ich könnte bester Dinge sein, dass das eine gute Sache mit uns war und vielleicht auch ist.
Wir gingen gemeinsam frühstücken, tauschten uns jenseits des Fragenkatalogs über alles mögliche aus und fühlten uns dabei keineswegs unwohl. Doch das Ende von Lied kennt ihr leider schon: Denn jener Typ war es auch, welcher schlussendlich ein doppeltes Spiel geführt hatte und sich kurzerhand für eine andere Spielgefährtin entschied.
Das war es dann wohl erst einmal mit mir und den 36 Fragen. Vielleicht sollte ich mich an dieser Stelle wirklich glücklich darüber schätzen, dass wir lediglich ein bisschen mehr als die Hälfte des Katalogs beantwortet haben. Denn so bleibt mir schlussendlich noch immer die Chance herauszufinden, ob das Experiment gemäß seines vorauseilenden Rufes wirklich glücken kann. Falls es soweit kommt, werde ich euch auf jeden Fall darüber berichten!
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