Als ich begann, meine Masterarbeit zu schreiben, war es vor allem ein Satz, welcher sich im Laufe meiner Uni-Zeit eingebrannt hatte: Vergiss nie, ein Backup zu machen! Und genauso lief es: Ich sicherte wie ein Weltmeister: USB-Stick, Cloud, Dropbox, Mails, Festplatten – ich glaube, selbst den größten Datencrash hätte meine Arbeit überlebt. Selbst heute, 4 Jahre später, könnte ich noch problemlos binnen Minuten ein Backup herbeizaubern. Was mir vor 4 Jahren allerdings noch nicht klar war: Jener Ratschlag sollte sich auch in anderen Lebenslagen als Maß der Dinge herausstellen. Zuletzt mal wieder im Rummel des Dating-Wahnsinns.
Es ist schon absurd: Wir lesen Bücher über das Ende der Monogamie, Loben die Zeiten und Einstellungen unserer Großeltern zum Thema Liebe in den Himmel und finden uns selbst irgendwo dazwischen im heillosen Chaos wieder. Unsere Realität ist geprägt von wortkargen Bahnfahrten, fehlenden Alltagsgesten und Dating-App-überschwemmten Smartphones. An welcher Stelle dieses Durcheinanders soll bitte schön genau das real werden, was wir uns insgeheim so innig wünschen?
Was ich mit meiner Vorrede sagen möchte: Es hätte mich wohl kein bisschen überraschen müssen, das mein letztes Date, welches nach langem Schreiben eigentlich stattfand und augenscheinlich beiden Parteien recht gut gefallen zu schien, jenes Ende fand, welches kurz darauf eintreten sollte. Tim und ich hatten uns am Samstagmorgen zum Frühstücken getroffen, waren darauf folgend noch eine gute Weile durch den Park spaziert und hatten uns später mit den Worten „war schön“ und „wir schreiben“ verabschiedet. Ein Ausgang, wie man sich ihn wohl kaum harmonischer wünschen könnte. Drei Tage später jedoch, folgte die große Ernüchterung. Ich schrieb Tim. Verärgert ob seines plötzlichen Schweigens, begann ich auszusprechen, was ihn meiner Meinung nach verstummen ließ. War es eine falsche Erwartungshaltung? War es fehlende Sympathie? Nun, er fand recht schnell seine Worte wieder. Entschuldigte sich aufrichtig für sein Schweigen und schrieb, dass es keineswegs an unserem Treffen gelegen habe. Nein, vielmehr habe er am Sonntag eine andere Dame wieder getroffen und daraus habe sich kurzerhand mehr ergeben. Nun möchte er ihnen eine Chance geben und könne er sich wohl nur von mir verabschieden.
Es fällt ungemein schwer, böse mit jemandem zu sein, der im Grunde keinen Fehler begangen hat. Und eigentlich bin ich auch nicht böse. Vielleicht ein wenig enttäuscht. Und das vor allem primär, da ich ihm jene Wahrheit erst proaktiv entlocken musste, statt ohne Nachfragen eine solche Nachricht von Tim zu erhalten. Doch auch diese Negativ-Emotion hält sich in Grenzen. Einzig die Fragezeichen werden laut in meinem Kopf: Ist es normal, dass es mich beinahe nicht überrascht, dass er noch einen „Plan B“ parat hatte?
Und sollten sich nicht wirklich alle einsamen Herzen die Backup-Regel hinter die Ohren schreiben? Wie oft werden Singles bitte genau aus solch einem Grund verletzt? Und ich spreche dabei nicht einmal nur von Tim. Ihm kann man wohl keinen wirklichen Vorwurf machen. Doch was Bitteschön ist mit all den anderen? Mit denen, die wochenlang ein doppeltes Spiel spielen, nur um am Ende herausgefunden zu haben, für wen ihr Herz wirklich schlägt oder wer schlichtweg nach dem Sex das bessere Frühstück serviert?
Irgendwie macht mir dieses Verhalten große Sorgen. Sicherlich ist man nie gefeit davor, dem einen Menschen zu begegnen, der einen schlichtweg umwirft. Und dann hilft auch eine zuvor aufrichtig geführte Partnerschaft nichts, dann wird man am Ende wohl seinem Herzen folgen. Doch bitte wie oft passiert das? Das, im Vergleich zur doppelten Absicherung seiner Bedürfnisse? Gewiss überwiegt hier schlichtweg die Regel der Verfügbarkeiten. Warum heute auch mal auf Erdbeerkuchen verzichten, wenngleich man bereits Himbeerkuchen naschen durfte?!
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