Monday-Talk: Der offene Finne.

Noch 23 Minuten. Mein Bauch grummelt, mein Puls ist mit Sicherheit erhöht, ich möchte davon laufen, auf Toilette, mich nochmal kalt abduschen und vor allem schreiben, dass mir heut doch was dazwischen gekommen ist.

Dieser Bammel vor dem ersten Date. Ich hasse ihn. Wann auch immer ich mich in dieser Situation wiederfinde, hasse ich mich schnell dafür, mich schon wieder auf ein Online-Date eingelassen zu haben.

Wen ich heut treffe? Max.

Nach Julius quasi mein Konter-Date. Denn ja, meine Moral wurde bezwungen von Neugier und so habe ich Julius, den Vergebenen, tatsächlich vergangene Woche getroffen. Es war schön, unkompliziert und vielleicht auch genau das Bier, was ich brauchte, um die zwielichtige Moral der Abenteuerlust zu verstehen.

Aber zu Max. Irgendwie war unser Chat unglaublich unkompliziert. Kurz die generellen Interessen ausgetauscht und prompt auf ein Bier im Park verabredet. Ich mag diese Art von Dates, aber zugleich weiß man hierbei eben noch weniger von seinem Gegenüber als bei den üblichen Chats, die ein paar mehr Nachrichten beinhalten.

Nach leichten Koordinationsschwierigkeiten schickt mir Max seine Nummer. Ah, Panik. Erwähnte ich, dass ich dieses unbekannte Telefonieren gruselig finde? Es ist abstrus, aber so ein Telefonat gruselt mich mehr als ein schlussendliches Treffen. Aber ich konnte mich prompt beruhigen. Max klang sehr nett am Telefon und hatte eine angenehme Stimme. Das widerum sorgte für Beruhigung und steigerte die Neugier auf ein schönes Date.

So war es dann auch. Gemütlich im Park sitzend hatte mein Date, welches sich als attraktiver Finne entpuppte, Decke und Bier schon parat und ließ uns den Abend entspannt beginnen. Und dann kam der Knaller: Max lebt in einer offenen Beziehung. Ziehe ich diese Typen etwa an? Gibt’s die On Top zum Buch von Friedemann Karig?

Nun gut. Bei Max ist die Sache geklärt. Seine „Freundin“ hat sich bewusst auf diese Art der Partnerschaft eingelassen und die beiden lieben nach der Maxime der Besitzlosigkeit und dem Prinzip Lieben und Lieben lassen. Ich bin wie im Rausch und erfreue mich an diesem überaus reflektierten Gespräch mit Max. Er spiegelt, was ich mir von so manch einem Date so sehr gewünscht hätte.

Verloren in diesem tiefgründigen und zugleich berauschendem Gespräch erfreue ich mich umso mehr an seinen Küssen, die später folgen sollten. Verknutscht landen wir in seinem Wasserbett und genießen, was uns dieser herrliche Sommerabend geschenkt hat: eine fabelhafte Begegnung.