Hallo,
heute ist Welt-Giraffen-Tag. Wusstet ihr, dass am 21. Juni nicht nur der längste Tag des Jahres gefeiert wird, sondern auch das langhalsigste Tier der Erde? Ich habe das Giraffe Centre in Nairobi besucht, um euch ein bißchen über die grazilen Pflanzenfresser und den Anlass des heutigen Tages zu erzählen.
Rund 40 Minuten von Nairobis Innenstadt gelegen befindet sich nicht nur der älteste Nationalpark Kenias, – einer der wenigen Nationalparks weltweit, der direkt an eine Großstadt grenzt, sondern auch das Giraffenzentrum von Nairobi. Das öffnete bereits 1983 seine Pforten für die breite Öffentlichkeit und ist mittlerweile als Naturerziehungszentrum weltberühmt geworden, in dem jedes Jahr mehr als 50.000 kenianische Schulkinder aus dem ganzen Land über nachhaltige Entwicklung, aber vor allem über die Rothschild-Giraffen unterrichtet werden.
Grund dafür gibt es allemal, denn dem heutigen Welt-Giraffen-Tag, der von der GFC (Giraffe Conservation Foundation) initiiert wurde, liegt eine wichtige Botschaft zugrunde: Der heutige Tag soll ein globales, öffentliches Bewusstsein schaffen und einen Blick auf die Herausforderungen werfen, denen sich Giraffen in der Wildnis stellen müssen. Denn der Bestand der grazilen Tiere sinkt weltweit drastisch!
So hat die Weltnaturschutzunion IUCN die Giraffen in ihrem Gesamtbestand im Dezember 2016 auf ihre Rote Liste der vom Aussterben gefährdeten Arten gesetzt. Ihre weltweite Population sei in den vergangenen 30 Jahren um knapp 40 Prozent gesunken und wird auf weniger als 100,000 Giraffen in ganz Afrika geschätzt. Die Gründe für den Rückgang der Population sind vielfältig, wobei der Verlust und Zerfall von Lebensräumen, politische Unruhen, Krankheiten, der Wettbewerb mit Vieh, illegale Jagd und der lokale Buschfleischhandel als Hauptgründe genannt werden können.
Traurige Fakten. Um so fröhlicher gestaltet sich jedoch mein Besuch im Giraffenzentrum selbst. Denn hier leben mehrere Rothschild-Giraffen, die in einem Zuchtprogramm dafür sorgen sollen, dass der Genpool in der Wildpopulation wieder erweitert wird und ihr Nachwuchs – sprich die putzigen Kälber – mit zwei bis drei Jahren wieder in die Wildnis entlassen werden. Nämlich dann, wenn sie unabhängig genug sind, um zu überleben.
Bis dahin unterhalten sie jedoch erstmal die Besucher mit neugierigsten Fress- und Schlemmeraktionen, denn in Nairobis Giraffenzentrum kommen die Besucher den Tieren besonders nah: so können die Tiere gefüttert werden. Das lasse ich mir natürlich nicht zweimal sagen!
Eine Wärterin steht in der Mitte des Geländes und hält mir einen Korb mit Pellets hin. Von allen Seiten stürmen Besucher herbei, greifen nach den Pflanzenbällchen und eilen zu den über den Zaun hervorlugenden Paarhufern, um ihre Mäuler zu stopfen. Blau-lila schimmernde Zungen kommen von allen Seiten und scheinen kaum genug zu bekommen. Die langhalsigen Damen wissen ganz genau, wie die Fütterungsaktion läuft und werden manchmal auch ganz schön barsch! Wer nicht aufpasst, kann schon mal einen Schlag auf den Kopf mit dem strammen Giraffenhals verpasst bekommen und das kann ganz schön wehtun (im schlimmsten Fall sogar tödlich enden, was die jüngsten Nachrichten belegen)!
Im Großen und Ganzen können die Giraffen jedoch als sanfte Riesen bezeichnet werden. Das sagt bereits ihr Name aus, denn das Wort Giraffe stammt aus dem Arabischen: zarāfa (زرافة) und bedeutet soviel wie „die Liebliche“. Es darf dabei eben nur nie vergessen werden, dass es sich bei den anmutigen Paarhufern um Wildtiere handelt – egal wie lieblich und vermenschlicht die Giganten im Giraffenzentrum auch erscheinen mögen.
So bietet sich im Giraffe Centre auch die Möglichkeit eines waschechten „Giraffenkusses“, den die Giraffendamen gerne in Kauf nehmen, um an ihr Futter zu gelangen. Für uns Menschen wohl eine einmalige Erfahrung, wenn die Tiere ihre extrem bewegliche, rund einen halben Meter lange Zunge rausstrecken. Meistens wird dabei auch ganz gut gezielt, aber eben nicht immer. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass das eine ziemlich lustige, aber auch schlabberige Angelegenheit sein kann! Als riesiger Giraffen-Fan kam ich dennoch nicht drum rum!
Die Rothschild-Giraffe gilt im Übrigen als eine der größten Unterarten der Giraffen. Aktuelle Schätzung betragen rund 2.645 Individuen, die sich über den östlichen Südsudan, Westäthiopien, Norduganda und West-Zentral-Kenia erstrecken. Diese Giraffen haben große, rechteckige Flecken, die unregelmäßig auf einem cremefarbenen Hintergrund liegen. Die Unterschenkel sind merklich weiß und nicht gemustert. Neuere Forschungen haben gezeigt, dass es in Afrika vier verschiedene Giraffenarten gibt. Zwei dieser Arten haben zwei bzw. drei Unterarten. Alle Arten und Unterarten leben in geographisch getrennten Gebieten in ganz Afrika.
Doch egal, um welche Giraffenart es sich auch handelt, bedroht sind sie alle. Der heutige Welt-Giraffen-Tag soll genau daran erinnern und ein öffentliches Bewusstsein für die Situation der Giraffen schaffen und uns zum Handeln bewegen, bevor es zu spät ist. Orte wie das Giraffe Centre in Nairobi tragen mit Sicherheit einen kleinen Teil dazu bei…
Wer Lust hat mehr über Giraffen zu erfahren, – speziell auch Rothschild-Giraffen, kann sich heute ab 10 Uhr in den Tierpark Berlin aufmachen, wo Führungen und Informationsstände rund um die grazilen Pflanzenfresser in den Mittelpunkt rücken.
Wo: Tierpark Berlin, Am Tierpark 125, 10319 Berlin Friedrichsfelde
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