Hallo,
die kleine Insel Singapur gehört zu den sogenannten Tigerstaaten Asiens und zeichnet sich durch eine hohe Lebensqualität, kulturelle Vielfalt und eine faszinierende architektonische Mischung aus futuristischen „Wunderbauten“, heiligen Stätten, alten kolonialen & traditionellen Gebäuden sowie grünen Stadtoasen aus. Eine dieser grünen Oasen mit Science-Fiction Parklandschaft sind die „Gardens by the Bay“, die ich mir einmal genauer unter die Lupe genommen habe …
Singapur ist eine Stadt der Superlative – im wahrsten Sinne des Wortes! Der rund 5,7 Millionen Inselstaat ist nicht nur einer der kleinsten und wohlhabendsten Asiens, sondern zählt auch zu den saubersten, lebenswertesten und sichersten (dem gegenüber stehen allerdings drakonische Strafen) mit einem äußerst friedlichen Miteinander verschiedenster Kulturen & Religionen. So sind die Chinesen, Malaien, Inder und Europäer, die die Bevölkerung des seit 1965 unabhängigen Stadtstaates Singapur ausmachen, zu 90% Einwanderer oder deren Nachkommen. Das hat einen derartig faszinierenden kulturellen Mix geschaffen, der sich selbstverständlich auch in der vielfältigen Küche des Inselstaates widerspiegelt. Doch natürlich sind die außergewöhnliche Fusionsküche, die kulturelle Vielfalt und die blitzeblanken Straßen des Vorzeigestaates Südostasiens nicht der einzige Grund, warum sich jährlich über 10 Millionen Touristen nach Singapur aufmachen.
Denn Singapur ist auch eine Stadt der Zukunft.
So hat sich der Stadtstaat mit Vierteln wie Chinatown mit seinen traditionellen chinesischen Ladenreihen oder Little India mit seinen bunten Hindu-Tempeln und kolonialen Bauten einerseits den Charme des „alten“ Singapurs bewahrt, andererseits strotzt das einstige Fischerdorf nur so voller futuristischer Glanz- und Neubauten.
Die bekannteste architektonische Landmarke der Stadt ist wohl das Marina Bay Sands, das im Jahr 2010 eröffnet wurde und den Eindruck eines Schiffes erweckt, das auf drei Säulen auf rund 200 Meter Höhe über den Dächern Singapurs schwebt. Direkt daneben befinden sich zweit weitere architektonische Highlights. Da wäre einmal das wie eine futuristische Lotusblume anmutende ArtScience Museum zu nennen, das die offene Hand Singapurs mit seinen zehn Fingern symbolisiert sowie die 2010 eröffnete Helix Brücke, die insbesondere in der beleuchteten Nacht wunderbar anzuschauen ist. Das exklusive Fünf-Sterne-Hotel Marina Bay Sands zählt im Übrigen zu den besten der Welt und bietet einen grandiosen Endlos-Pool mit wundervollem Blick auf das Stadtpanorama. Doch der Infinity-Pool ist nur mit einer teuren Hotel-Übernachtung nutzbar. Günstiger ist dann schon die dazugehörige Shopping-Meile im Keller selbigen Gebäudes, wo dann zumindest der Blick in die Luxus-Boutiquen à la Louis Vuitton, Versace & Chanel sowie die edlen Sterne-Restaurants geschenkt ist.
Doch auch wenn Singapur im Vergleich zu anderen asiatischen Städten teuer und luxuriös ist, kann man diese Stadt auch wunderbar mit kleinem Budget erleben. Denn Singapur ist trotz innovativster und modernster Architektur auch eine grüne Oase, die ihren Bewohnern und Besuchern Erholung und Komfort – teilweise sogar frei – zur Verfügung stellt.
Einst Dschungel, wo heute futuristische Wolkenkratzer stehen und sich Millionen Menschen tummeln, hat Singapur es geschafft – trotz einer 97% Abholzungsrate des ursprünglichen Regenwaldes-, sich in einen grünen Inselstadtstaat zu wandeln. Mehr als 300 Parkanlagen und Gärten dienen dem Inselstaat, der fast so „groß“ wie Hamburg ist, als städtisches Erholungsgebiet. Doch auch die architektonischen Meisterwerke Singapurs, die wie Wolkenkratzer und Science-Fiction Gebilde in den Himmel ragen, sind Teil eines Zukunftsmodells, das als „vertikale Landschaft“ bezeichnet wird und die Einwohner mit frischen Lebensmitteln und Sauerstoff versorgt. Das hat Singapur dem Green City Index zufolge bereits jetzt zur grünsten Stadt Asiens werden lassen!
Ein Besuch im Großstadtdschungel
Einen ganzen Tag gönne ich mir, um die 2012 eröffneten, sogenannten „Gärten an der Bucht“ zu entdecken. Diese Zeit brauche ich auch, denn es ist verdammt heiß in den Tropen! Mein Besuch geht daher nur langsam vonstatten. Schließlich gönne ich mir ausgedehnte Pausen, unter baumartigen Schattenplätzchen oder strecke meine Füße in den Libellensee, um meinen überhitzten Körper etwas zu kühlen. Aber das ist schon okay, denn ich befinde mich ja auch in einem riesigen Park inmitten von Singapur, der die Lebensqualität der Bewohner anheben soll. Warum also nicht auch meine?
Doch selbst bei absolutem Stillstand und Nichtstun fühlt sich meine Haut in diesem tropischen Regenwaldklima feucht an. Die Temperatur liegt zwar nur bei 28 Grad, doch die Luftfeuchte bei 79%! Kaum habe ich die blitzeblanke, auf leichtes Kühlschrank-Feeling temperierte Metro verlassen und die auf künstlich aufgeschüttetem Land angelegte, rund 1 km² große Parkanlage Gardens by the Bay betreten, tropfen mir die ersten Schweißperlen von der Stirn. Doch ich laufe weiter.
Der Park ist toll. Nur wenige Meter von Wolkenkratzern, gekühlten Luxus-Shopping Malls und dem Marina Bay Sands Giganten entfernt, befinde ich mich plötzlich in der grünen Lunge der Stadt. Ob grüne Themenparks mit Skulpturen, die die verschiedenen Kulturen der Stadt repräsentieren und deren Geschichte erzählen, kleine Seen, dschungelartige Wege oder Orchideengärten, hier ist für jeden etwas dabei. Souvenirläden, Imbisse und Cafés gibt’s natürlich auch zur Genüge. Sie verteilen sich aber recht gut, so dass es mir wirklich gelingt die Erholung und Entspannung fernab des Kommerz und Trubels zu finden.
Doch noch immer ist es mir zu heiß. Daher entscheide ich mich für den Besuch des Flower Dome, dem größten gläsernen Gewächshaus der Welt, in dem die Pflanzenwelt der mediterranen Subtropen zu finden ist. Am Ende verweile ich viel länger als geplant in der Blumenkuppel, weil das kühle gemäßigte Klima im Gewächshaus unschlagbar ist und ich es spannend finde durch Olivenhaine und Afrikanische Baobabs zu laufen, wo alles mit Liebe zum Detail aufbereitet ist.
Von stählernen Superbäumen und einem künstlichen Nebelwald
Als ich den Flower Dome verlasse ist es bereits früher Abend, doch nur 10 Minuten im Freien geben der Schwüle die Oberhand und lassen meinen aus dem Mittelmeerraum kommenden, regenerierten Körper schwächeln. Ich betrete schnell das nächste Gewächshaus, nämlich den auf 23 bis 25 Grad runter gekühlten, künstlichen Nebelwald.
Ein echter immergrüner Regenwald hoch oben in den Wolken, eingehüllt in mystisch wirkenden Nebel, wäre mir zwar lieber gewesen, doch diese künstlich geschaffene feucht-tropische Berglandschaft inmitten der Großstadt imponiert mir dennoch. Vor allem: Auch der Cloud Forest ist so angenehm kühl!
Als ich den 54 Meter hohen Glasdom betrete, stehen bereits unzählige Asiatinnen vor den gezückten Kameras ihrer männlichen Begleiter und lassen sich vor dem 35 Meter in die Tiefe rauschenden Wasserfall ablichten. Ab und an gibt’s ein kurzes Geschrei, wenn sie von einem Wasserspritzer getroffen werden. Im Hintergrund höre ich Insekten zirpen und sehe dichten Nebel. Doch der Schein dieser natürlichen Kulisse trügt. Schließlich kommt der Nebel aus Düsen und das Surren aus Lautsprechern, denn Insekten gibt’s hier keine – auch keine Mücken! Doch wenigstens sind die Pflanzen echt.
Das Highlight meines Besuches in den Gardens by the Bay habe ich mir für den Abend aufgehoben. Nämlich die 25 bis zu 50 Meter hohen, pflanzenbewachsenen Stahlgerüste, die sogenannten Supertrees! Schon am Vortag habe ich die riesigen Stahlkolosse beim Flussspaziergang aus der Ferne entdeckt. Als neue Landmarke der Stadt sind sie nunmehr nicht aus Singapur wegzudenken.
Ich muss zugeben, dass ich eigentlich weder ein Fan von künstlichen Naturgebilden noch von Großstädten bin, doch diese Superbäume und die Stadt selbst – für die sie in meinen Augen sinnbildlich stehen, – haben mich überzeugt.
Die pflanzenbewachsenen stählernen Bäume zeugen von einer fantastischen Symbiose aus faszinierendem Design, grünem Daumen und einem Nutzwert. Der Anblick ist schlichtweg fesselnd – egal ob´s gefällt oder nicht. Zugleich dienen die Stahlgiganten als vertikale Gärten, Regenwasserspeicher, Belüftungsschächte und teilweise auch als Stromlieferanten. Denn elf der 18 Mammutbäume sind mit Solarzellen ausgestattet, die des Nachts die Bäume mit Solarenergie beleuchten. Bleiben da noch Fragen offen?
Ich lasse mir Zeit die Megabäume genauer zu betrachten und schleiche in der noch immer anhaltenden Hitze völlig gebannt um die stählernen Kolosse herum. Ich kann mich kaum satt sehen. Dabei vergesse ich glatt, dass in 30 Minuten die erste der beiden abendlich stattfindenden Lichtshows startet, für die ich ein Ticket habe. Denn während der Zugang zu der riesigen futuristischen Gartenanlage frei ist, kosten die Glasgewächshäuser und der Besuch der Brücke, die die beiden größten Superbäume miteinander verbindet, Eintritt.
Doch ich habe den Besucheransturm unterschätzt. Vor dem Supertree hat sich bereits eine lange Traube von Menschen gebildet. Sie haben die gleiche Idee wie ich, nämlich die Lichtshow aus der Vogelperspektive zu betrachten. Ich habe keine andere Wahl als mich in die Schlange zu stellen. Noch immer scheint die Luftfeuchtigkeit auf einer hohen 70er Marke zu liegen. 40 Minuten später nehme ich dann den Fahrstuhl. Es geht 22 Meter hinauf auf den Superbaum. Ich habe es geschafft! Die Show ist bereits in vollem Gange.
Der Blick von der Brücke auf den beleuchteten tropischen Großstadtdschungel mit faszinierender Lichtshow ist einmalig. Ich lasse mir dann jedoch etwas zu viel Zeit, bis mich der Platzanweiser dezent drauf hinweist langsam zum Ende der Brücke zu laufen. Schließlich warten noch weitere Besucher darauf die Mammutbäume zu „erklimmen“. Betont langsam ziehe ich weiter.
Eine Dreiviertelstunde später startet die zweite Lichtshow dieses Abends. Diesmal bin ich besser vorbereitet. Ich habe mich mit unzähligen anderen Besuchern unter den Supertrees platziert. Es ist ein buntes Geschnatter und Gewimmel um mich herum, doch als der erste Ton klassischer Musik ertönt und die Bäume mystisch im Lichte anfangen zu flackern, ist es absolut still. Es ist das erste Mal an diesem Tag, dass ich die tropische Hitze als erträglich empfinde. Es fühlt sich sogar gut an. Gebannt liege ich neben hunderten anderer Gäste auf dem blitzeblanken Asphalt von Singapur und schaue mit großen Augen in den leuchtenden Himmel.
Was ich sehe, ist schwer in Worte zu fassen! Es hat etwas märchenhaftes. Ich fühle mich ein bisschen wie in einer anderen Welt. Vielleicht im Traumland? Es ist gigantisch. Magisch. Einmalig.
Nach 15 Minuten ist die Lichtshow vorbei. Ganz langsam strömen die Menschenmassen in alle Richtungen. Der Großteil natürlich Richtung Marina Bay Sands. Ich bin noch immer geflasht und bleibe kurz auf dem Boden liegen. Dann schließe ich mich dem Besucherstrom an und verlasse die fantastischen Gardens by the Bay. Als ich die Brücke überquere, werfe ich einen letzten Blick zurück auf die Parksilhouette mit den Megabäumen. Wider Erwarten fällt mir der Abschied schwer.
An diesem Abend habe ich eine alte Erkenntnis aufgefrischt und eine neue dazu gewonnen.
Erstens: Gutes muss nicht immer Geld kosten. Die Lichtshow vom asphaltierten Boden mit Blick in die scheinbar in den Himmel ragenden Supertrees zu sehen war atemberaubend schön & einmalig (und für mich eindrucksvoller als der Blick von den Bäumen hinab). Zweitens: Die Symbiose aus Natur und modernster innovativer Architektur kann Großes schaffen. Das visionäre Singapur ist mit Sicherheit eine Stadt der Zukunft.
Bis bald! Eure Antje
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