Kangaroo Island – Wildes Naturparadies im Süden Australiens | by Antje Waldschmidt

Hallo,

in meinem letzten Beitrag habe ich euch vom Westen Australiens und der traumhaften Insel Rottnest Island und ihren possierlichen Bewohnern, den Quokkas, erzählt. Auch in diesem Beitrag dreht es sich wieder um eine Insel und geht tierisch weiter, doch wir ziehen in den Süden Australiens zur drittgrößten Insel des Landes –  auf geht´s nach Kangaroo Island! : )

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Auf meiner Reise durch Australien habe ich für mich einen Ort entdeckt, der meinem persönlichen Verständnis von wildem Naturparadies recht nahe kommt.

Australiens drittgrößte Insel: Kangaroo Island.

Und ja – sie ist groß! Auf 155 Kilometer Länge und bis zu 55 Kilometer Breite erstreckt sich ein wahres Paradies für Naturliebhaber. Ein Drittel der Inselvegetation ist komplett unberührt und der Tourismus zwar in vollem Ausbau, doch zur Zeit noch gut verteilt. Gut verteilt auch deswegen, weil die Känguru-Insel einiges zu bieten hat, was die unglaubliche Flora und Fauna, Landschaft, aber auch die ökologische Landwirtschaft betrifft. So befinden sich in dem 1919 gegründeten Flinders Chase National Park auf der Insel die einzigartigen und bizarren Felsen Remarkable Rocks sowie eine Kolonie von Seebären am beeindruckenden Felsbogen Admirals Arch. Neben den Seebären leben auf der Insel auch Kolonien von Seelöwen, der Eukalyptuswald ist das zu Hause der vom Aussterben bedrohten Koalas, Schnabeligel, Greifvögel und natürlich unzähliger Kängurus. Letzteren verdankt die Insel im Übrigen auch ihren Namen. Denn als europäische Seefahrer um den englischen Forschungsreisenden Matthew Flinders die Insel 1802 „entdeckten“, ließen sie verlauten, dass es über lange Zeit kein menschliches Leben an diesem Ort gegeben haben musste; Schließlich konnten die Männer auf der Insel die vielen Kängurus mit bloßen Händen jagen und töten. So wenig Misstrauen hatten die Tiere damals gegenüber dem Menschen.

Welche Grausamkeiten sich in den Jahren nach der europäischen Besiedlung auf Kangaroo Island abspielten, möchte ich an dieser Stelle nicht weiter ausmalen. So ließen sich in den folgenden Jahren knallharte Robbenjäger auf der Insel nieder, die über lange Zeit Frauen der Aborigines aus Australiens größter Insel Tasmanien entführten und sie sich gewaltsam zu eigen machten!

Doch auch heute noch wird ein jeder Besucher der Känguru-Insel mit der harten Realität und Natur dieses hübschen Fleckchen Erde konfrontiert. Das zumindest, was die Wildnis und das ansonsten friedliche Zusammenleben mit den Menschen betrifft. Denn wer sich die Zeit nimmt einige Stunden am Robben-Strand zu verbringen, könnte Zeuge dessen werden, dass junge Robbenbullen mit alleingelassenen Jungtieren nicht immer bilderbuchmäßig umgehen. Auch wer auf der Insel nach Sonnenaufgang unterwegs ist, wird unfreiwillig die Reste eines „Roadkill“ zu sehen bekommen. Einer von den vielen, die sich am Vorabend und in den frühen Morgenstunden auf der Insel ereignet haben. Das Verkehrsaufkommen auf Kangaroo Island mit seinen rund 4.500 Bewohnern und jährlich 160.000 Besuchern ist zwar gering, doch das Wildaufkommen derartig hoch, dass das Autofahren bereits mit Sonnenuntergang ein riskantes Unterfangen darstellt. Doch auf Kangaroo Island gehören die überfahrenen Wildtiere zur Realität, der mit einer ordentlichen Portion Pragmatismus begegnet wird. Am besten wird das wohl anhand des Kochbuchs „Roadkill Recipes“ klar, was es auf der Insel zu kaufen gibt.

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Einen Tag Kangaroo Island erleben

Mein Besuch der Känguru-Insel startete an einem frühen Morgen im herbstlichen Südaustralien als ich mich zur Busstation von Adelaide aufmachte und die 112 Kilometer Richtung Südwesten in den kleinen Küstenort Cape Jervis fahren ließ. Von dort ging es weiter mit der SeaLink-Fähre nach Penneshaw, dem größten Hafen der Insel, wo mich auch schon der Tourbus erwartete. Für mich totales Neuland, da ich normalerweise auf eigener Faust unterwegs bin. Doch ohne Auto, mit nur einem Tag Zeit im Gepäck und bei einer Inselgröße von rund 4405km², hat sich meine Entscheidung für eine Tagestour von SeaLink gelohnt. Ein Besuch von Kangaroo Island ist zwar nicht günstig, doch wer auf der Suche nach einem Stückchen wildem Inselparadies fernab des Massentourismus ist, für den lohnt die Investition allemal. Dies wird sich allerdings bald ändern. Denn während das Fähren-Monopol momentan bei SeaLink liegt und der kleine Kingscote Flughafen bisher nur aus Adelaide angeflogen wird, soll Kangaroo Island in absehbarer Zeit auch aus anderen Städten Australiens angeflogen werden. Die Insel rüstet ihre Kapazitäten bereits auf.

Meine Kangaroo Island Experience-Tour ließ mich die Wildtiere auf Kangaroo Island hautnah in ihrem natürlichen Lebensraum erleben, das Ganze in atemberaubender und einmaliger Kulisse. Der erste Stopp unserer Route war der Seal Bay Conservation Park im Süden der Insel, an dem eine rund 1000 Tiere beinhaltende Kolonie Australischer Seelöwen lebt. Diese faszinierenden Tiere gehören zu einer der seltensten Spezies der Welt und wurden im 19. Jahrhundert fast bis zum Artensterben gejagt. Heute wird die gesamte Population auf rund 14.700 Tiere geschätzt. Mit einer Naturschutz-Expertin des Nationalparks näherten wir uns der wilden Kolonie, stets mit ausreichend Abstand die Tiere nicht zu stören und trotzdem nah genug, um uns als Teil dieses bemerkenswerten Schauspiels zu fühlen. Einige sehr junge Seelöwenbullen neckten sich und ein Kleines entschied sich lautstark bellend, auf der Suche nach „Mama Seelöwin“ zu unserer Gruppe rüber zu robben. Den mahnenden Worten unserer Rangerin folgend, bewegten wir uns nicht während der kleine Seelöwe vor unserer Nase im wahrsten Sinne des Wortes eine Show abzog, die von Knopfaugenzwinkern über den wohl unbewussten Flossengruß bis zu einem vergnügt „sich im Sand rollenden“-Nickerchen alles einschloss.

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Der zweite Stopp führte uns in den Westen der Insel in das Hanson Bay Wildlife Sanctuary. Wir schlenderten durch den Eukalyptuswald, um hoch auf den Bäumen die schlafenden Koalas zu sehen. Doch bei durchschnittlich 20 Stunden Schlaf und 4 aktiven „Fress- und Fortpflanzungsstunden“, die vorzugsweise in die Nacht fallen, blieb es ruhig. Vielmehr war ich entzückt, dass wir ein Echidna zu sehen bekamen. Der australische Ameisenigel, aufgrund seines langen Schnabels auch als Schnabeligel bekannt, gehört zur Familie der eierlegenden Säugetiere, was ihn recht einzigartig macht!

Weiter ging unsere Fahrt durch die raue Wildnis des 1919 zum Nationalpark erklärten Flinders Chase National Park. Ein Großteil des Parks ist Mallee-Gebüsch, eine australische Vegetationsform, die aus zwei bis zehn Meter hohen Eukalyptus-Sträuchern besteht. Die Höhepunkte des Flinders Chase National Park sind die bizarren Felsen der Remarkable Rocks sowie der Felsbogen Admirals Arch. Diese beeindruckenden Granit-Felsblöcke wurden über Jahrtausende von den Kräften des Wetters sowie des Meeres geformt, wobei sich die faszinierenden Remarkable Rocks auf einer Granitkuppel angesammelt haben, die aus dem Meer heraus ragt.

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Nicht weniger imposant fand ich den Felsbogen Admirals Arch mit seinen hängenden Tropfsteinen. Wäre der Gestank der Kolonie Neuseeländischer Seebären, die auf einem Felsvorsprung im Schutz des Admirals Arch leben, nicht derart penetrant gewesen, hätte ich mir keinen romantischeren Ort ausmalen können. Doch wer ein wenig Zeit damit verbringt den dunkelbraunen Seebärjungen beim vergnügten Spiel in den Felsbecken zu zuschauen, vergisst schnell den tierischen Geruch.

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Kurz vor Sonnenuntergang lagen noch 150 Kilometer quer durch die langgezogene Insel vom Westen in den Osten vor uns, um zurück zu unserer Fähre nach Penneshaw zu kommen. Es folgte eine rund 2-stündige Rückfahrt mit dem Tourbus, die mir nochmal die Größe der Insel vermittelte, die ungefähr siebenmal so groß ist wie die Insel Singapur!

Ökotourismus, Naturschutz und eine gehörige Portion Charme

Natürlich ist ein Tag zu kurz, um eine derartig große Insel kennenzulernen, doch der erste Einblick von Kangaroo Island hat mich überzeugt.

Ich habe atemberaubend Strände gesehen, gewaltige Klippen, riesige Sanddünen, dichte Wälder und bin verschiedensten Wildtieren nahe gekommen, ohne sie in ihrer natürlichen Umgebung zu stören. Die Strände waren leer und die Landschaft atemberaubend. Doch Kangaroo Island steht auch für eine Insel, die auf Ökotourismus – und Landwirtschaft setzt. Über 30 Weinbauer kreieren hier schmackhafte Tropfen und neben handgemachtem Schafskäse, Olivenöl, frischem Fisch & Meeresfrüchten, trifft man auf Kangaroo Island auch auf den letzten reinen Stamm ligurischer Bienen. Diese produzieren nicht nur kostbarsten Honig, dem nachgesagt wird, dass er die Essenz Kangaroo Islands einfängt und nach Meersalz und Eukalyptus schmeckt, sondern die Honigbienen sind so wertvoll, dass jedes Jahr unzählige von ihnen in die ganze Welt verschickt werden.

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Ich habe es bei meinem eintägigen Besuch auf der Känguru-Insel nicht geschafft mir ein Gläschen dieses besonderen Honigs zu kaufen, mir war es nicht vergönnt den Wein zu verkosten und als begeisterte Naturliebhaberin und Wanderin fehlte mir die Zeit für den 5-tägigen Kangaroo Island Wilderness Trail, dessen 61 Kilometer Wanderweg eine spektakuläre Küstenlandschaft und unberührtes Buschland versprechen.

Doch Kangaroo Island: Ich werde wiederkommen!

Denn die Känguru-Insel ist nicht nur ein wahres Traumziel für Tierbeobachter und Naturfans, sondern hat sich trotz steigender Besucherzahlen etwas sehr authentisches bewahrt; Etwas sehr Unaufgeregtes in aufregender Kulisse.

Kangaroo Island wirkte auf mich wie ein Rohdiamant inmitten des Indischen Ozeans, dessen raue Schönheit und Charme man in seiner jetzigen Form bewahren möchte.

Eure Antje

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