Hallo,
in meinem letzten Beitrag habe ich euch vom Westen Australiens mit den hübschen Städten Perth & Fremantle sowie den faszinierenden Steinformationen „Pinnacles“ erzählt. Auch in diesem Beitrag bleiben wir in Westaustralien, doch diesmal wird es etwas tierischer und geht um die traumhafte Insel Rottnest Island und die wohl meist fotografierten australischen „Social Media“ Tierchen: die Quokkas : )
Einer der Gründe, warum es mich in den wundervollen Westen Australiens verschlagen hat, ist natürlich Rottnest Island! Eine wundervolle, traumhafte Insel rund 19 Kilometer vor der Küste von Fremantle gelegen, mit tieflauem, türkis schimmerndem Wasser, zerklüfteten Felsen, rosafarbenen Seen und viel Grün & Sonnenschein. Doch das ist nicht alles: Denn Rottnest Island hat noch etwas zu bieten – etwas, was (fast ausschließlich) nur auf dieser kleinen bezaubernden Insel in Westaustralien vorzufinden ist: das „Selfie-vernarrte“ Quokka! Na ja, Selfie-vernarrt sind wohl eher die tausenden Besucher, die die Insel jedes Jahr besuchen und sich einen Wettstreit darum liefern das beste Bildnis mit einem Quokka zu machen. Doch obwohl ich normalerweise nicht zu dieser Fraktion gehöre, muss ich zugeben, dass auch mich das „Quokka-Selfie-Fieber“ erwischt hat! Das ganze natürlich aus einem einzigen Grund, diese possierlichen Tierchen sind so freundlich, neugierig, zutraulich und vor allem fotogen, dass man den Eindruck bekommt, dass sie wirklich einzig allein für die Kamera lächeln und strahlen! Glaubt mir, neben einem Quokka auf dem Foto seid ihr immer nur die No. 2 : ) !!!
Den zwischen 8.000 bis 10.000 kleinen Quokkas verdankt die Insel im Übrigen auch ihren Namen, denn als der Holländer William de Vlamingh 1696 als einer der ersten Europäer die Insel erreichte, verwechselte er die süßen Tierchen versehentlich mit Ratten! Daher auch der Name Rottnest Island, der im Deutschen frei als „Rattennest Insel“ übersetzt werden kann. Doch die Quokkas (auf Deutsch eigentlich Kurzschwanzkängurus) sind natürlich keine Ratten, sondern eine Art Mini-Känguru, d.h. ein Beuteltier. Wer einmal in den Genuss kommen sollte die Insel zu besuchen und die Quokkas erstmals hüpfen sieht, wird sich schnell selbst davon überzeugen können! Die Quokkas haben es zudem geschafft den Titel „happiest animal on earth“ zu ergattern, was wiederum ihrem freundlichem und neugierigem Wesen zu zuschreiben ist. Ich habe jedoch meine ganz eigene Theorie aufgestellt und bin davon überzeugt, dass die zweibeinigen Besucher die Rottnest Island erreichen, die „happiest humans on earth“ sind! Denn beobachtet man die Touristenscharen auf der Insel ein Weilchen, wie sie glucksend, quiekend und strahlend mit den Quokkas Selfies machen, dann fällt einem wenig vergleichbares fröhliches ein!
Das Quokka hat hingegen nicht immer einen Grund zu lachen (auch wenn es das offensichtlich stets tut! : ) Denn wie überall auf der Welt wird auch das freundliche Wesen der Quokkas traurigerweise missbraucht! Wer einmal den Begriff „Quokka-Football“ oder „Quokka-Hockey“ googelt, wird schnell verstehen, was ich damit meine. Dieser hässliche und traurige Kult der Tierquälerei, der in den 1990ern entstanden ist, ist die Schattenseite der Neugier und des Vertrauens der kleinen lieben Mini-Kängurus in den Menschen, und man kann nur hoffen, dass diesen Gräueltaten durch Bildung, Aufklärung & Schutz (aber auch hartnäckiger Bestrafung der Täter!) schnellstmöglich ein finales Ende gesetzt wird! Leider hört man auch heute noch – immer mal wieder – von Fällen junger (betrunkener) Tierquäler, die sich auf diese Insel begeben und die kleinen, plüschigen und runden Tierchen als Ball missbrauchen und zu Tode treten. Der traurige Fund im Jahr 2003 innerhalb von einer Woche von acht (!) missbrauchten Quokkas ist ein grausiger Rekord, auf den kein Australier stolz ist! Ich möchte an dieser Stelle jedoch kein falsches Bild von Australien vermitteln, denn die meisten (West-) Australier lieben Rottnest Island und ihre possierlichen Bewohner (ähnliche Gräueltaten sind leider überall auf der Welt vorzufinden und kein australisches Phänomen)!!
Kommen wir nun aber zu erfreulicheren Daten: Denn da die Quokkas sich nicht dadurch rühmen ihr eigenes Leben übermäßig zu schützen, fahren auf der traumhaften Insel Rottnest Island keine Autos! Zum Schutz der Quokkas natürlich…
Wer nach Rottnest Island kommt, kann die 11 Kilometer lange und an der weitesten Stelle 4,5 Kilometer breite Insel entweder mit dem Fahrrad oder zu Fuß erkunden. Das schützt nicht nur die Quokkas, sondern hält auch gleich noch unsere (menschlichen) Körper fit! Doch keine Sorge, wer nicht allzu gut auf den Beinen ist oder es gemütlicher angehen möchte, für den gibt es auch organisierte Bus-Touren auf der Insel.
Als leidenschaftliche Fußgängerin habe ich mich natürlich entschlossen Rottnest Island zu Fuß zu erkunden. So habe ich an einem sonnigen Mittwochmorgen im April die erste frühe Fähre von Fremantle nach Rottnest Island genommen und bin in 25 Minuten übergesetzt. Am Hafen von Rotto – wie es liebevoll von den Locals genannt wird – angekommen, bin ich Richtung Porpoise Bay gelaufen und habe den frühen Start mit einem traumhaften Strandspaziergang eingeleitet. Bald darauf kamen die ersten Sonnenstrahlen und nach einem Stündchen Fußmarsch sollte ich auch auf mein erstes Quokka treffen. Dabei ist mir aufgefallen, dass jegliche kleinen, versteckten Pfade durch den Busch – die weniger frequentiert werden – eher scheue Quokkas beherbergen. Sofern man jedoch auf den großen und asphaltierten Straßen bleibt und zu einer Quokka-Sammelstelle (oft erkennt man diese schon aus der Ferne daran, dass es große Menschenansammlungen gibt!) gelangt, trifft man auf äußerst neugierig und herzliche Quokkas. Teilweise sind sie fast ein wenig zu zahm & zutraulich und huschen schlichtweg unter den Fahrrädern, Füßen und Kinderwagen hindurch. Mir blieb stets der Atem stehen, wenn mal wieder ein Fahrrad umfiel oder jemand versehentlich auf ein Quokka-Schwänzchen trat. Glücklicherweise ist nichts passiert, doch eins muss ich offen sagen, der Überlebens-Instinkt der süßen Quokkas ist nicht der ausgeprägteste! Hoffen wir also, dass die Besucher von Rottnest Island um so achtsamer sind!
Bei all dem Quokka-Wahnsinn darf die wunderschöne Natur der Insel natürlich nicht vergessen werden. Nachdem ich gute drei Stunden zu Fuß unterwegs war, habe ich in Little Salmon Bay einen kurzen Halt gemacht und bin in das saubere, erquickende und schimmernde Nass des Indischen Ozeans gesprungen. Tiefes Blau und Türkis soweit das Auge reicht und in diesem Moment wurde mir klar, dass Rottnest Island zu einer der schönsten Inseln gehört, die ich je besucht habe! Nach meinem Badespaß ging es zu Fuß weiter, schließlich hatte ich mir zum Ziel gesetzt, die Hälfte der Insel an einem Tag zu umrunden. Weiter ging es durch schmale Buschpfade, breite sonnige Straßen und entlang einsamer Strände. Wer die Insel wie ich fußläufig erkunden möchte, kann trotz der vielen Besucher stundenlang verlassene Wege entlang laufen, ohne auf nur eine einzige Menschenseele – dafür aber umso mehr Quokkas – zu treffen. An einem verlassenem Strand entschied ich mich schließlich dafür die Abkürzung – die dünenartige Böschung – hinauf zu gehen, um wieder auf die Hauptstraße zu gelangen. Leider kam ich vom Wege ab als plötzlich eine schwarze Schlange vor meinen Füßen entlang huschte! Ich entschied mich gegen den lauten Schrei (kurz tief eingeatmet und innerlich geschrien) und gegen ein Schlangen-Selfie! : )
Alles verlief gut.
Auch wenn Australien 7 der 10 gefährlichsten Schlangen der Welt besitzt und ich mir nicht sicher bin, auf welche Spezies ich hier getroffen bin, so haben Schlangen normalerweise genauso viel Interesse an uns, wie der Großteil von uns Zweibeinern an den Schlangen! Solange man also nicht versehentlich auf eine drauf tritt, den Weg des Tieres abschneidet oder in Panik gerät, verlaufen die meisten Schlangen-Begegnungen weitestgehend harmlos.
Nachdem ich den Hauptweg wieder erreicht hatte, ging es weiter zum Leuchtturm. Darauf folgte ein hübscher einsamer Weg entlang des Pink Lake, der diese Färbung im Übrigen einer besonderes hohen Konzentration von Algen zu verdanken hat. Am Pink Lake traf ich auf eine ganze Quokka-Familie, die sich hier im Schatten des Nachmittags und der Ruhe der Isolation zurückgezogen hatte, um ihr Nickerchen zu halten. Bis über beide Ohren eingerollt und ihre langen Schwänze nach vorn gestreckt, fand hier eine sehr erholsame Quokka-Siesta statt. Am frühen Abend erreichte ich Thomson Bay mit Hotel Rottnest und vielen Ferienunterkünften, wo vor allem australische Familien mit ihren Kindern Urlaub machen. Ein perfekter Ort für Eltern und ihre Kinder wie ich finde, schließlich gibt es auf Rottnest Island kaum Gefahren für die Kleinsten – nämlich keine Autos – und vor allem auch ein super Insel-Entertainment-Programm für Kinder!
Überaus glücklich, doch auch ziemlich erschöpft von meinem 10-Stunden Tag auf Rotto mit viel Sonne, vielen zurückgelegten Kilometern, aber vor allem mir stets bleibenden Eindrücken und Begegnungen, nahm ich die Fähre um 17.55 Uhr zurück nach Fremantle. Rottnest Island und die kleinen süßen, rattenähnlichen, hüpfenden, freundlichen und gut gläubigen Quokkas werden mir stets in bester Erinnerung bleiben.
Rottnest Island ist einzigartig und unvergesslich und macht jeden Besuch Westaustraliens unbedingt lohnenswert!!!
Tipps für den Rottnest Island Besuch:
- mit dem Heftchen „Hello PERTH“ gibt es 10% Ermäßigung für die ROTTNEST EXPRESS Fähre bzw. Touren auf Rottnest Island
- die Fährfahrt vom Hafen in Fremantle (B Shed) nach Rottnest Island ist kürzer und $20 günstiger als vom Hafen in der Stadt Perth (Barrack St)
- Sonnencreme, Kopfschutz und ausreichend Wasser einpacken : )
Bis dahin,
Eure Antje
Hallo Antje, du weißt aber auch, was sonst noch auf Rottnest Island geschah? Da wurden Aborigines interniert und sie starben dort wie die Fliegen, was beabsichtigt war. Stell dir einfach mal vor, hier würde aus dem Gelände von Bergen-Belsen oder Dachau eine Ferienanlage gemacht. Da könnte sich der Mittelstand dann wunderbar erholen. Nichts für ungut, wenn man es nicht weiß, ist es dort sehr schön, weil man sich keine Vorstellung davon machen kann, wie abgefuckt und zynisch das weiße Australien ist! Herzliche Grüße, Gerd
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Hallo Gerd, danke für den Kommentar. Natürlich weiß ich das und betrachte meinen gesamten Australien-Besuch stets unter diesen Gesichtspunkten. Würde ich auf all´ diese grausigen Aspekte eingehen, dann würde mein Artikel wahrscheinlich ein Roman sein und kein kurzer Reiseartikel. Da dies ein Reiseblog ist, beschränke ich mich vor allem darauf, die immer währende Natur zu beschreiben und nicht einen spezifischen Teil der Geschichte, der zweifelsohne schrecklich ist. Darüber brauchen wir gar nicht zu debattieren und als studierte PoWi schreibe ich auch andere Artikel, die ich veröffentliche und explizit darauf eingehe. In meinen Reiseschriften lasse ich es mit Absicht raus und gehe nicht explizit auf die Geschichte ein, sondern vor allem auf beständige Dinge wie in diesem Fall die Natur der Insel. Herzliche Grüße, Antje
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Hallo Gerd, nur noch als Ergänzung. Wenn wir es unter diesem Gesichtspunkt sehen, dann dürfte es wohl kaum wo in Australien Ferienanlagen geben, denn Gräueltaten sind ja quasi überall geschehen, wo es heute große Städte oder ähnliches gibt. Auf Rottnest Island ist aber im Übrigen nur ein sehr kleiner Teil mit Ferienanlagen bebaut, der Großteil der Insel ist unberührt. Was ich aber persönlich auch vermisst habe und mir durch den Kopf gegangen ist, wäre eine Art größeres Mahnmal, kleinere Hinweisschilder habe ich auf der Insel gefunden und auch in Broschüren und Flyern aus WA Hinweise dazu. LG Antje
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Liebe Antje, ich war da selbst schon und weiß, wie schön es dort ist. Ich wollte auch nicht belehren. Und deine Berichte gefallen mir, sonst hätte ich nicht reagiert. Was mich ärgert, ist das völlig unkritische Australienbild in Deutschland. Alles gut! Mach weiter! Gerd
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Lieber Gerd, das verstehe ich total und ich überlege auch oft darauf einzugehen, aber oft sind die Reiseberichte zu kurz dafür. Das unkritische Australienbild stört mich ebenso, aber ebenso geht es mir mit Kapstadt bzw. Südafrika, wo ich oft bin. Vor Ort stoße ich sowohl in AU als in SA auf Reisende, die es komplett ausblenden (wollen). Bei meinem Schreiben ist´s dann oft ein Abwägen darauf einzugehen oder nicht, weil ich das auch nicht nur in 2 Sätzen machen möchte. Letztendlich entscheide ich mich dann oft dafür es in dem Reiseartikel nicht zu erwähnen und wirklich nur auf die „beständige“ Natur einzugehen. Vielen Dank auf jeden Fall für den Kommentar und die „Kritik“, davon lebt der Artikel ja auch und eine Art Diskussion darüber zu führen, ist ja auch ein Weg für ein kritischeres Bild. Ich bin für derartige Kommentare auch immer dankbar. Lieben Gruß aus Melbourne. Antje
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Hab eine gute Zeit, Melbourne ist in vielerlei Hinsicht ein Highlight! Gerd
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Danke 😉
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